Spondylose

Spondylose beim Hund: Symptome, Behandlung und Tipps

Hast du schon einmal von der Erkrankung Spondylose beim Hund gehört? Bei Hundehaltern besteht oft viel Unsicherheit darüber, wie schlimm diese Erkrankung wirklich ist und was sie bei einer Diagnose dagegen tun können. Tierärztin Dr. Julia Vietmeier klärt dich über diese Erkrankung auf und gibt dir Tipps zur Therapie und zum Umgang mit deiner Fellnase.

Was ist Spondylose beim Hund?

Spondylose (Spondylosis deformans) ist eine degenerative Erkrankung (eine fortschreitende Abnutzung von Gewebe oder Strukturen), die den Verschleiß der Wirbelsäule beschreibt. Dabei bilden sich knöcherne Zubildungen, sogenannte Spondylophyten, oft als „Knochenbrücken“ bezeichnet, an den Wirbelkörpern. Diese Veränderungen entstehen unter anderem als Reaktion auf eine langfristige Überlastung oder Instabilität der Wirbelsäule.

Um die Stabilität der Wirbelsäule wiederherzustellen, können sich Verknöcherungen (sogenannte Osteophyten) bilden, die benachbarte Wirbel miteinander verbinden und dadurch zu einer Versteifung führen. Dies passiert unterhalb der Wirbelsäule und führt bei fortschreitender Erkrankung zu Brückenbildungen unterhalb der einzelnen Wirbelkörper. Dieser Prozess läuft meist schleichend ab und wird oft erst zufällig bei Röntgenaufnahmen entdeckt.

Grundsätzlich können Spondylosen in jedem Bereich der Wirbelsäule (vom Hals bis zur Rute) entstehen. Häufungen findet man an Stellen der Wirbelsäule, wo es biomechanische (durch Kräfte und Bewegungsabläufe bedingte) Richtungsänderungen gibt, etwa an den Übergängen von der

  • Brustwirbelsäule zur Lendenwirbelsäule und
  • Lendenwirbelsäule zum Kreuzbein. 

In diesen Bereichen ist die Belastung besonders hoch, weshalb Ärzte hier oft mehr Instabilitäten feststellen.

Hat mein Hund Spondylose? Die Symptome

Viele Hunde zeigen trotz fortgeschrittener Spondylose lange Zeit keine Beschwerden, da der Körper den Prozess gut kompensiert. Wenn Symptome auftreten, sind sie oft abhängig davon, wo und wie stark die Wirbelsäule betroffen ist.

Mögliche Anzeichen sind:

  • Steifheit oder Bewegungsunlust, besonders nach Ruhephasen
  • Schwierigkeiten beim Aufstehen oder Hinlegen
  • plötzliches Jaulen der Hunde beim Spielen oder in der Bewegung
  • verminderte Beweglichkeit des Rückens
  • Schmerzreaktion beim Abtasten/Berührung des Rückens
  • in seltenen Fällen kann es zu neurologischen Ausfällen kommen, z. B. ein unsicherer Gang, Schwäche in den Gliedmaßen, Lähmungen
  • Vermeiden bestimmter Bewegungen z. B. Treppensteigen
  • ungewohntes Gangbild
  • Inkontinenz (selten)
  • Probleme beim Kotabsatz, da der Rücken nicht gut gekrümmt werden kann

Einen erste Diagnose kann der Tierarzt schon nach der klinischen Untersuchung mit Abtasten des Rückens, der Beurteilung der Körperhaltung und des Vorberichts stellen.

Wichtige, bildgebende Verfahren für die Diagnose dieser Wirbelsäulenerkrankung sind:

  • Röntgenaufnahmen
  • Computertomografie (CT)
  • Magnetresonanztomographie (MRT)

Der Verlauf einer Spondylose beim Hund

Grundsätzlich lassen sich die Verschleißerscheinungen einer Spondylose in 5 verschiedene Schweregrade einteilen:

  1. Grad: Es entstehen erste kleine Verknöcherungen (“Zacken”) an den Ecken der Wirbel. Normalerweise sind diese Kanten glatt und abgerundet, nun zeigen sich erste, zackige Ausläufer. Hier zeigen Hunde häufig noch keine Schmerzen.
  2. Grad: Ein kleiner Knochenvorsprung („Schnabel“) bildet sich. Dieser ragt jedoch noch nicht über die natürliche Kontur des Wirbelkörpers hinaus.
  3. Grad: Die knöchernen Auswüchse nehmen weiter zu und reichen nun deutlich über die Begrenzungslinie des Wirbelkörpers hinaus. Die Deformation ist klar erkennbar.
  4. Grad: Zwei benachbarte Wirbelkörper bilden vergrößerte Knochenvorsprünge, die aufeinander zuwachsen. Sie haben sich allerdings noch nicht vollständig miteinander verbunden. Bei Grad 3 und 4 kann es passieren, dass die Knochenzubildungen in der Bewegung aneinander reiben. Dies kann sehr schmerzhaft für deine Fellnase sein und beim Spielen zu plötzlichem Aufjaulen mit Spielabbruch und Zittern führen. Es hat den Anschein, als kämen die Schmerzen in Schüben.
  5. Grad: Die Knochenvorsprünge der angrenzenden Wirbel sind nun vollständig zusammengewachsen. Es entsteht eine knöcherne Brücke, die die betroffenen Wirbel versteift und ihre Beweglichkeit dauerhaft einschränkt. Zwar lässt die Schmerzempfindung häufig nach, allerdings besteht das Risiko, dass diese knöcherne Verbindung bricht. Ein solcher Bruch ist äußerst schmerzhaft und äußert sich meist durch einen plötzlichen, intensiven Schmerzlaut deiner Fellnase. Wie lange die Beschwerden in einem solchen akuten Schub anhalten, hängt u. a. von einer schnellen tierärztlichen Behandlung sowie vom Schmerzmanagement ab.

Häufig werden bei Hunden zeitgleich mehrere verschiedene Grade der Spondylose innerhalb der Wirbelsäule festgestellt. Dies liegt daran, dass die entstehenden Bewegungseinschränkungen durch die anderen Wirbel ausgeglichen werden müssen und es so schnell zu Überlastung und Verschleiß kommen kann.

Wie ist die Lebenserwartung bei einem Hund mit Spondylose?

Die Lebenserwartung der Vierbeiner, die an Spondylose erkrankt sind, ist sehr unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren, darunter 

  • dem Grad der Schmerzhaftigkeit,
  • der Ausprägung und
  • der Entwicklung der Erkrankung, ab. 

Auch, wie Hunde auf Schmerzmittel ansprechen, kann sehr unterschiedlich sein. Eine entscheidende Rolle spielt das Management von dir als Halter: Eine angepasste Lebensweise, regelmäßige tierärztliche Betreuung und eine einfühlsame Unterstützung im Alltag können maßgeblich zur Lebensqualität und zum Wohlbefinden deines betroffenen Vierbeiners beitragen.

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier

„Das Krankheitsbild der Spondylose ist sehr unterschiedlich. Bei vielen Hunden bleibt die Erkrankung jahrelang unentdeckt und selbst schwerste Ausprägungen auf dem Röntgenbild müssen nicht zu großen Problemen führen.“

Ab welchem Alter können Hunde Spondylose bekommen? 

Grundsätzlich können Hunde jeden Alters Spondylosen bekommen. Manche Hunde weisen schon vor Abschluss des Wachstums erste Knochenzubildungen auf. Besonders nach Traumata wie Unfällen kann es zu Spondylosen kommen. Allerdings häufen sich die Spondylosen mit zunehmendem Alter, daher sind ältere Hunde in der Regel besonders betroffen.

Lässt sich Spondylose vorbeugen? 

Da sich viele der Spondylosen in Wirbelsäulenabschnitten mit erhöhter Instabilität befinden, ist eine gut ausgeprägte Muskulatur bei deinem Hund die beste Prophylaxe. 

Hier helfen abwechslungsreiche 

  • Bewegungsroutinen, Freilauf und verschiedene Übungen zum Muskelaufbau.
  • Auch die Vermeidung von Übergewicht ist sehr wichtig, um die Gelenke zu entlasten.
  • Regelmäßige chiropraktische und physiotherapeutische Behandlungen helfen, die Wirbelgelenke beweglich zu halten und Fehlhaltungen vorzubeugen. 

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier

“Beobachte deinen Hund genau und gehe rechtzeitig zum Arzt. Schmerzreaktionen beim Anfassen im Rückenbereich (Zucken, Wegdrehen, etc.) und Lahmheiten solltest du nicht auf die leichte Schulter nehmen und bei deiner Tierarztpraxis abklären.”

Ursachen von Spondylose beim Hund

Folgende Ursachen könne zu einer Spondylose führen:

  • der normale Alterungsprozess
  • eine Hüftgelenksdysplasie
  • Instabilitäten der Wirbelsäule
  • Folge von Reparaturprozessen nach Unfällen, Verletzungen oder übermäßigen Zug-, Rotations- oder Scherbewegungen innerhalb der Wirbelsäule (Überlastung beim Hundesport o. ä.)
  • Probleme der Bandscheibe, wie einem Bandscheibenvorfall
  • genetische Veranlagung, einige Rassen haben ein erhöhtes Risiko (z.B. BoxerSchäferhunde)
  • statische Fehlhaltungen, bei denen Hunde durch Schmerzen eine unausgeglichene Körperhaltung einnehmen, z. B. schiefes Sitzen (Welpensitz)
  • dynamische Fehlhaltungen, die sich in der Bewegung zeigen, z. B. ein unsicherer Gang
  • es wird vermutet, dass es einen Zusammenhang zwischen chronischen Organveränderungen und segmentalen Spondylosen gibt

Behandlung der Spondylose beim Hund

Spondylose ist nicht heilbar, da es sich um einen chronischen Umbauprozess in der Wirbelsäule handelt. Ziel der Therapie ist daher, die Schmerzen zu lindern, Entzündungen zu reduzieren, die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zu fördern und Folgeprobleme zu vermeiden.

Es gibt viele Maßnahmen, die zu einer guten Lebensqualität deines Vierbeiners führen können: 

  • Eine Behandlung mit Medikamenten wie Schmerzmitteln und Entzündungshemmern erfolgt immer anhand der Einschätzung von deinem Tierarzt und in Abhängigkeit davon, ob und wie starke Schmerzen dein Hund hat.
  • Nahrungsergänzungsmittel für den Knochen- und Knorpelstoffwechsel wie Grünlippmuschelextrakte (Chondroitin, Glukosamin) und pflanzliche Stoffe, die schmerzlindernd und entzündungshemmend sind wie Ingwer, Teufelskralle oder MSM kannst du ebenfalls ausprobieren.
  • Auch Neuraltherapien wie das Quaddeln kann deinem Hund helfen: Hierbei wird durch kleine Injektionen direkt unter oder in die Haut die Durchblutung angeregt, Verspannungen lösen sich und das Gewebe kann sich besser regenerieren. So können Quaddelbehandlungen sanft Schmerzen lindern und die Therapie bei Spondylose wirkungsvoll unterstützen.
  • Wichtig ist, deinen Hund auch physiotherapeutisch, chiropraktisch oder osteopathisch zu therapieren, um Schonhaltungen und Verspannungen der Muskulatur zu vermeiden.
  • Akupunktur kann durch die Reizung bestimmter Punkte körpereigene schmerzlindernde und entzündungshemmende Mechanismen aktivieren. So kann Akupunktur eine wertvolle Ergänzung zur klassischen Schmerztherapie und Physiotherapie sein.

Therapie und Übungen für Hunde mit Spondylose

Die Physiotherapie spielt eine zentrale Rolle, um die Bewegungsfreude deines Lieblings zu erhalten und den Muskelaufbau zu unterstützen. Mögliche Übungen und Behandlungen, die du gemeinsam mit deiner Fellnase in euren Alltag einbringen kannst, sind:

  1. Passive Mobilisation, bei der die Gelenke deiner Fellnase gezielt bewegt werden, ohne dass dein Hund selbst aktiv mitarbeitet
  2. Massagen zur Lockerung verspannter Muskulatur
  3. Aktive Bewegungsübungen, z. B. Cavaletti-Training oder Slalomlaufen, um die Koordination und Rückenbeweglichkeit zu fördern
  4. Gleichgewichtstraining  auf weichen Matten oder Balancekissen
  5. Dehnübungen, angepasst an die Schmerzgrenze deines Vierbeiners
  6. Wärmeanwendungen, um die Durchblutung zu verbessern und Verspannungen zu lösen
  7. Unterwasserlaufband (Hydrotherapie), um schonend Muskulatur aufzubauen

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier

“Alle Übungen solltest du langsam steigern und gemeinsam mit deinem Tierarzt individuell auf deinen Hund abstimmen. In Kombination mit einer physiotherapeutischen Betreuung kannst du dir zusätzlich Übungen für zuhause zeigen lassen, denn je häufiger und regelmäßiger du mit deinem Hund trainierst, desto bessere Ergebnisse erzielt ihr.”

     Was hilft beim Hund mit Spondylose? 6 Tipps von der Tierärztin (H3)

Auch kleine Veränderungen im Alltag können deinen Vierbeiner mit Spondylose entlasten. Diese 6 Tipps empfiehlt dir Julia:

  1. Passendes Equipment nutzen: Ob du einHundegeschirr oder besser ein Halsband benutzen solltest, ist abhängig davon, wo die Spondylosen in der Wirbelsäule deiner Fellnase vorkommen. Sitzt das Geschirr direkt auf einer Lokalisation und kommt Belastung durch den Leinenzug hinzu, können sich die Beschwerden verschlimmern.
  2. Bewegungsspitzen vermeiden: Bei Bewegungsspitzen durch wildes Spielen oder Ballwerfen besteht immer die Gefahr, dass sich Knochenzubildungen berühren und so zu einem starken Schmerz führen. Das merkst du dann daran, dass dein Hund plötzlich jault und sein Spiel unterbricht. Wenn so etwas passiert ist, solltest du deinen Hund ruhig halten und ihm Schmerzmittel verabreichen. In der Regel beruhigt sich die Stelle wieder und der Schmerz lässt nach. Beim Spaziergang oder auf der Hundewiese ist es wichtig, deinen Hund vorher gut aufzuwärmen.
  3. Kontrolliertes Treppensteigen: Das Treppensteigen kann auch eine Art Training sein, allerdings sollte es ruhig und kontrolliert ablaufen. Beobachte deinen Liebling dabei und stelle sicher, dass es ihm gut geht und es ihm nicht unangenehm ist.
  4. Keine großen Sprünge: Größere Sprünge sollte dein Vierbeiner vermeiden. Für das Auto kannst du eine Rampe oder Treppe anschaffen, damit dein Hund die Wirbelsäule nicht unnötig belastet.
  5. Übergewicht vermeiden: Bei der Ernährung ist es wichtig, dass du Übergewicht bei deinem Vierbeiner vermeidest. Dies ist entscheidend für die Gesundheit von Hunden, denn es erhöht das Risiko für Arthrose und führt zu vielen Problemen des Bewegungsapparates.
  6. Orthopädisches Hundebett: Auch die Wahl des Hundebettes ist entscheidend. Hier solltest du darauf achten, dass es möglichst ein orthopädisches Bett ist, in das dein Hund gut einsinkt. Es sollte aber nicht zu weich sein, um das Ein- und Aussteigen für deine Fellnase nicht zu erschweren.

Fazit: Spondylose ist zwar eine chronische und nicht heilbare Erkrankung, kann aber durch eine gut abgestimmte Behandlung sehr erfolgreich begleitet werden. Mit angepasstem Training, Physiotherapie und ggf. medikamentöser Unterstützung können viele Hunde weiterhin ein aktives, schmerzfreies Leben führen. Wurde bei deinem Hund Spondylose diagnostiziert? Wie bist du damit umgegangen? Schreib es uns in die Kommentare.

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier

ist promovierte Fachtierärztin und setzt in ihrer Praxis auf Chiropraktik und Akupunktur. 
Sie legt großen Wert auf die ganzheitliche Behandlung ihrer vierbeinigen Patienten.

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