Hund trinkt zu wenig

Mein Hund trinkt zu wenig – Rat von der Tierärztin

Du vermutest, dass dein Hund zu wenig trinkt und fragst dich, ab wann dies gefährlich werden könnte? Zunächst einmal: Gut, dass du das im Blick hast – denn Wasser ist lebenswichtig für die Gesundheit unserer Fellnasen. Sie regulieren damit ihre Körpertemperatur, ihre Verdauung und ihren Stoffwechsel. Tierärztin Dr. Julia Vietmeier erklärt dir, wie du prüfen kannst, ob dein Liebling zu wenig trinkt, wie groß der Wasserbedarf deines Vierbeiners ist und gibt dir Tipps, um einem Wassermangel vorzubeugen.

Trinkt mein Hund zu wenig?

Leider lässt sich diese Frage nicht so leicht beantworten: Denn der tatsächliche Wasser- oder Flüssigkeitsbedarf deines Hundes hängt von vielen Faktoren ab. 

Faustregel: “Als grobe Regel gilt, dass gesunde Hunde ungefähr 20–100 ml Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht am Tag trinken sollten."

Faktoren, die den Flüssigkeitshaushalt deines Hundes beeinflussen: 

Art der Fütterung

Im Futter enthaltenes Wasser kann dazu beitragen, dass der Flüssigkeitshaushalt deines Vierbeiners ausgeglichen ist. Ob dies gelingt, schwankt jedoch nach Art und Menge des Futters deutlich:

  • Trockenfutter hat nur noch eine Restfeuchte. Hier sollte dein Hund zusätzliches Wasser aufnehmen, um seinen Bedarf zu decken. 

    Eine gute Faustregel ist hier: pro 100 g Trockensubstanz braucht dein Vierbeiner ungefähr 300 ml Wasser (das ist also abhängig von der Restfeuchte des Futters).

  • Im Nassfutter ist deutlich mehr Feuchtigkeit enthalten. Hier ist eine zusätzliche Wasseraufnahme häufig nicht mehr nötig. Natürlich muss deinem Hund trotzdem immer ausreichend frisches Wasser zur Verfügung stehen.

Temperatur der Umgebung und Luftfeuchte

Ist es draußen (oder drinnen) besonders heiß, braucht der Körper mehr Flüssigkeit zur Thermoregulation. Das Schwitzen an den Pfotenballen reicht hier nicht aus – die Hunde müssen mehr Flüssigkeit aufnehmen, um sich abzukühlen. Es hilft den Vierbeinern, wenn sie die Möglichkeit haben, einen kühleren Ort aufsuchen zu können.

Innere Verluste durch Ausscheidungen 

Der Körper verliert über seine Ausscheidungen (Darm und Niere) regelmäßig Flüssigkeit. Magen- und Darmerkrankungen wie Durchfall oder Erbrechen erhöhen diese Menge beträchtlich. Hier muss dein Vierbeiner deutlich mehr Wasser aufnehmen, um nicht auszutrocknen (Dehydration).

Verdunstung

Dein Hund hechelt, um seine Körpertemperatur zu regulieren. Durch den Luftstrom verdunstet mehr Feuchtigkeit auf den Schleimhäuten, wodurch seine Körpertemperatur sinkt. So verbraucht er viel Flüssigkeit in kurzer Zeit – sein Wasserverbrauch steigt dementsprechend.

Körperliche Aktivität 

Auch bei körperlicher Anstrengung hechelt dein Hund mehr und verbraucht so mehr Flüssigkeit.

Wachstum, Trächtigkeit oder Läufigkeit 

Durch Gewebewachstum oder Milchproduktion muss der Hundekörper besonders viel leisten, so steigt auch der Flüssigkeitsbedarf der Tiere. Bei Hündinnen kann während der Läufigkeit der Blutverlust zu einem erhöhten Wasserbedarf führen.

Medikamente

Bestimmte Medikamente (z. B. Cortison, Diuretika) können das Durstgefühl deiner Fellnase verstärken. Nimmt dein Hund diese Medikamente regelmäßig ein, kläre am besten in deiner Tierarztpraxis ab, ob die Dosierung angepasst werden sollte.

Erkrankungen

Bei einigen Erkrankungen tritt ein gesteigertes Durstgefühl als Leitsymptom auf. Leidet dein Hund beispielsweise an Diabetes Mellitus oder Morbus Cushing,[1]  kann es sein, dass er übermäßig viel trinkt – dann solltest du eure Tierärztin oder den Tierarzt hinzuziehen. Bei Zahnproblemen oder anderen schmerzhaften Erkrankungen hingegen kann es sein, dass dein Hund sein Trinkverhalten ändert und weniger trinkt.

Narkose

Bei einer Operation ist dein Hund meistens während der gesamten Operation am Tropf und bekommt Flüssigkeit direkt in die Vene. Diese Menge an Flüssigkeit kann dazu führen, dass dein Liebling ein oder zwei Tage nach der Narkose weniger trinkt. Allerdings solltest du gut beobachten, ob dein Vierbeiner auch Urin absetzt.

Stress

Auch Stress oder Schmerzen können dazu führen, dass dein Hund ein verändertes Trinkverhalten zeigt. Sie können dazu führen, dass er mehr hechelt, wodurch mehr Flüssigkeit verdunstet. Bei Stress verändert sich oft auch das Fressverhalten: Stellst du dies fest, überprüfe am besten einmal deine Routinen, um so die Ursachen von Stress herauszufinden und diesen entgegenzuwirken.

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier: “Wenn genug frisches Wasser zur Verfügung steht, reguliert dein Vierbeiner seine Flüssigkeitsaufnahme in der Regel sehr gut selbst, sodass du es im Normalfall nicht ständig kontrollieren musst.“

Hund trinkt zu wenig: Ein Wassertagebuch kann helfen

In der Regel regulieren unsere Hunde ihren Wasserhaushalt selbst: Es kommt also im Normalfall selten vor, dass ein Hund wirklich zu wenig trinkt. 

Hast du dennoch den Verdacht, solltest du dir zunächst einen Überblick verschaffen, wie viel zusätzliches Wasser dein Hund wirklich braucht. Hierbei helfen 

  • ein Wasserrechner,
  • die Information über die Restfeuchte im Futter und
  • ein Wassertagebuch. 

Führst du letzteres über mehrere Tage, kannst du den tatsächlichen Wasserverbrauch deines Hundes gut messen.

Hier eine kleine Anleitung dazu:

  1. Ermittle zunächst mit einem Futter- und Wasserrechner den aktuellen Tagesbedarf deines Hundes. Alternativ kannst du auch deinen Tierarzt oder einen Hundeernährungsberater fragen.
  2. Miss mit einem Messbecher etwas mehr als den ermittelten Bedarf ab und verteile die Wassermenge auf einen oder mehrere Näpfe.
  3. Achte auch auf andere Wasserquellen deines Vierbeiners (z. B. Teich, Bach)! Sorge dafür, dass er hier nichts trinkt, denn das zusätzliche Trinken könnte das Ergebnis verfälschen.
  4. Am nächsten Morgen füllst du das in den Näpfen verbliebene Wasser zurück in den Messbecher und kannst ausrechnen, wie viel Milliliter Wasser dein Hund zu sich genommen hat.
  5. Führe das Wassertagebuch über mehrere Tage.

Wenn du Feuchtfutter oder selbst gekochte Rationen fütterst, kann es sein, dass dein Hund (sofern er keinen erhöhten Bedarf hat) kein zusätzliches Wasser aufnehmen muss und somit immer viel Wasser im Trinknapf verbleibt.

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier: “Wenn dein Hund viel trinken möchte, also offenbar einen erhöhten Bedarf an Wasser hat, solltest du ihm dies niemals vorenthalten. Stelle immer sicher, dass genügend frisches Wasser zur Verfügung steht und forsche parallel nach den Ursachen.”

Mein Hund trinkt zu wenig – die Symptome bei Dehydrierung

Zeigt dein Vierbeiner allerdings Krankheitssymptome oder Schwäche, kann es sein, dass er nicht in der Lage ist, seinen Wasserhaushalt selbstständig zu regulieren.

Eine Austrocknung (Dehydrierung) beginnt dann, wenn dein Liebling weniger Flüssigkeit aufnimmt, als er verbraucht. Der Körper kann so keine Giftstoffe mehr ausscheiden und der Stoffwechsel ist stark gestört. Dies kann im schlimmsten Fall zu Organversagen und Tod des Hundes führen.

Mögliche Anzeichen / Symptome einer Dehydratation sind:

  • trockene, matte und eingefallene Augen
  • trockene Schleimhäute im Maul (Zahnfleisch)
  • trockener Nasenspiegel
  • verminderte Hautelastizität
  • dein Hund ist schlapp
  • dunkler, stechend riechender Urin
  • Unfähigkeit zu urinieren
  • desorientiertes Verhalten

Julias Tipp: „Um zu überprüfen, ob die Hautelastizität noch intakt ist, nimmst du im Nacken- oder Brustbereich eine Hautfalte und ziehst sie einige Zentimeter hoch. Wenn du sie nun wieder loslässt, sollte die Falte schnell verstreichen. Bleibt sie bestehen, kann es Anzeichen einer Dehydrierung sein. Zeigt dein Hund noch andere Symptome wie Schwäche, Apathie oder trockene Schleimhäute, solltest du ihn möglichst schnell in der Tierarztpraxis vorstellen.“

Mein Hund trinkt zu wenig – 5 Tipps von der Tierärztin

Wenn dein Vierbeiner notorisch kaum Durst zeigt und du Angst hast, dass er so zu wenig Flüssigkeit aufnimmt, kannst du das Trinken mit diesen 5 Tricks attraktiver zu gestalten:

  1. Wassernapf austauschen: Manche Hunde mögen die Beschaffenheit ihres Napfes nicht. Der Wechsel auf ein anderes Material (Keramik, Plastik, Metall) kann hier helfen, das Trinkverhalten zu verbessern.
  2. Auswahl an Näpfen bieten: Biete deinem Hund mehrere unterschiedliche Wassernäpfe an und platziere sie an verschiedenen Stellen in der Wohnung und im Garten. Dies kann auch bei Problemen in der Rangordnung helfen, so dass alle Hunde ausreichend Wasser zur Verfügung haben. Man umgeht so das Problem, dass die ranghöheren Hunde Ansprüche auf die Ressourcen (wie zum Beispiel Wasser) stellen.
  3. Andere Wasserquellen bieten: Neben Leitungswasser kannst du als Hundehalter auch aufgefangenes Regenwasser anbieten.
  4. Spielerisches Trinken: Manche Hunde finden einen Trinkbrunnen und Wasserspender spaßig.
  5. Wasser anreichern: Indem du das Wasser anreicherst, wird es für deinen Liebling schmackhafter. Verwende beispielsweise Thunfischwasser (Thunfisch im eigenen Saft) oder Milch (auf 90 ml Wasser kommen ca. 10 ml von dem was Geschmack gibt, wie z.B. Thunfischwasser). Wichtig: Gibst du Milch hinzu, sei vorsichtig bei laktoseintoleranten Hunden! Auch in heißem Wasser pürierte Leberwurst (1 TL auf 200 ml Wasser) kann helfen.

Julias Tipp: „Wenn du das Wasser schmackhafter gestaltest, solltest du das aromatisierte Wasser sehr häufig tauschen, um eine Keimbesiedelung zu verhindern! Besonders im Sommer muss das Wasser mehrmals am Tag aufgefrischt werden.“

FAQ: Häufige Fragen zum Trinkverhalten von Hunden

Oft stellen sich Hundehalterinnen und Hundehalter weitere Fragen – Julia hat sie beantwortet.

Wieso trinkt mein Hund so wenig?  

Die Ursachen hierfür können unterschiedlich sein, z. B. 

  • Nachwirkungen einer Narkose
  • Zahnprobleme
  • Schmerzen
  • Erkrankungen
  • Stress
  • Art der Fütterung (Trockenfutter oder Feuchtfutter)

Nähere Infos dazu findest du oben jeweils bei den Faktoren.

Welche Wasserquellen zum Trinken sind für meinen Hund geeignet?  

Als Faustregel kannst du dir merken:

  • Fließende Gewässer sind in der Regel problemlos als Wasserquelle nutzbar,
  • auch aufgefangenes, frisches Regenwasser ist ok.
  • Salzwasser ist genau wie beim Menschen nicht zum Trinken für Hunde geeignet. Trinkt dein Hund zu viel Salzwasser (z. B. bei Besuchen am Meer), kann dies schnell zu Übelkeit, Durchfall und Dehydrierung führen.
  • Stehende Wasserquellen wie Pfützen oder Teiche eignen sich ebenso wenig. Hier ist die Keimbelastung oft sehr hoch und dein Hund könnte sich mit Bakterien infizieren, die z. B. die Erkrankung Leptospirose übertragen. Diese kann insbesondere für Welpen und Junghunde gefährlich werden (du kannst dich aber in eurer Tierarztpraxis zu einer Impfung beraten lassen). 

Bestenfalls hast du immer frisches Wasser für deinen Liebling dabei: Spezielle Hunde-Outdoorflaschen und faltbare Trinknäpfe sind ideal, um deiner Fellnase unterwegs zu jeder Zeit frisches Wasser bereitzustellen.

Mein Hund trinkt wenig, aber pinkelt viel – ein Grund zur Sorge?  

Stellst du Veränderungen in der Trinkroutine deines Hundes fest, z. B.

  • dein Hund trinkt wenig und pinkelt viel,
  • dein Hund trinkt zu wenig / weniger als sonst,
  • dein Hund trinkt zu viel / mehr als sonst oder
  • dein Hund verweigert das Trinken

ohne erkennbare Ursache, dann geh lieber zu deiner Tierärztin / deinem Tierarzt, um zu klären, ob eine ernsthafte Erkrankung dahintersteckt. 

Spätestens wenn dein Hund 

  • weitere Anzeichen von Unwohlsein,
  • Aktivitätsänderungen zeigt oder
  • der Urin eine andere Farbe (dunkler) bekommt, 

ist es Zeit, den Hund in der Praxis vorzustellen. Dort können Blut- und Urintests Aufschluss darüber geben, ob ein Problem vorliegt oder nicht. 

Wann trinkt ein Hund zu viel?

Hier bist du gefragt, den Bedarf deines Hundes realistisch einzuschätzen: Gibt es Gründe für dieses Verhalten? 

Mögliche Fragen, die du dir stellen könntest: 

  • Ist es wärmer?
  • Gab es eine Futterumstellung?
  • Ist dein Hund aktiver als sonst? 

Ein Wassertagebuch kann helfen, den tatsächlichen Wasserverbrauch deines Vierbeiners einzuschätzen. Findest du keine Ursache für das vermehrte Trinken, gehe auf jeden Fall zum Tierarzt – es könnten zum Teil schwerwiegende Krankheiten dahinterstecken.

Fazit: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist für unsere Vierbeiner von entscheidender Bedeutung. Im Normalfall regeln Hunde ihre Wasseraufnahme sehr gut selbst, doch ein kritischer Blick in den Wassernapf kann helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen. Trinkt dein Hund genug Wasser? Wie animierst du ihn zu trinken? Erzähl uns davon in den Kommentaren!

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier

ist promovierte Fachtierärztin und setzt in ihrer Praxis auf Chiropraktik und Akupunktur. 
Sie legt großen Wert auf die ganzheitliche Behandlung ihrer vierbeinigen Patienten.

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